Das Leben mit einem Hund, der unter Trennungsangst leidet, schränkt den Alltag des Hundebesitzers erheblich ein. Daher ist es sinnvoll, alle verfügbaren Mittel zu nutzen, um die Situation zu erleichtern und das Training gegen Trennungsangst zu unterstützen. Zur Behandlung von Trennungsangst wurden verschiedene Medikamente entwickelt, die den Trainingsprozess erleichtern und ein entspanntes Alleinsein im Alltag ermöglichen sollen.
Es gibt sowohl kurz- als auch langwirksame Medikamente zur Behandlung von Trennungsangst. Langwirksame Medikamente sind stimmungsverändernde Arzneimittel, die die Funktion von Glückshormonen beeinflussen, wie zum Beispiel selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder MAO-Hemmer. Diese Medikamente sollen die Aktivität von Glückshormonen im Körper durch verschiedene Mechanismen erhöhen, was die Toleranz des Hundes gegenüber stressauslösenden Faktoren steigern kann. Langwirksame Stimmungsmedikamente werden dem Hund täglich verabreicht, und ihre volle Wirkung entfaltet sich etwa drei Wochen nach Behandlungsbeginn. Kurzwirksame Medikamente hingegen sind Beruhigungsmittel, die dem Hund bei Bedarf verabreicht werden. Das Medikament kann beispielsweise zwei Stunden vor der geplanten Alleinzeit gegeben werden. Die typische Wirkungsdauer eines kurzwirksamen Medikaments beträgt, je nach Hund, zwei bis vier Stunden. Es ist wichtig zu beachten, dass der individuelle Zustand des Hundes, wie der Stress des Nervensystems und die Darmgesundheit, den Erfolg und die Dosierung sowohl von lang- als auch von kurzwirksamen Medikamenten beeinflussen.
Auswahl des Medikaments
Bei der Auswahl des Medikaments ist die Beratung durch einen Tierarzt sowie eine zuverlässige Beurteilung des Hundeverhaltens, zum Beispiel mit Hilfe eines Trainers, von entscheidender Bedeutung. Das Medikament sollte für den spezifischen Hund geeignet sein. Die Wirkungen des Medikaments sollten sorgfältig auf Nebenwirkungen überwacht und der erzielte Nutzen kontinuierlich bewertet werden. Das Medikament sollte dem Verhalten des Hundes angemessen sein und einem echten Bedürfnis entsprechen, da Medikamente keine Schnelllösung sind oder in Situationen wirken, in denen sie nicht geeignet sind. Alle Medikamente haben potenzielle Nebenwirkungen, deren Risiko sich erhöht, wenn das Medikament ohne ausreichende Grundlage gewählt wird. Wenn der Hund beispielsweise mehr angemessene Reize in seinem Alltag und sinnvollere Bewegung braucht und während der Alleinzeit Symptome unbefriedigter Bedürfnisse zeigt, kann die Medikation mehr schaden als nützen. Bei einem Hund mit Magen-Darm-Erkrankungen kann das Medikament den Darm zu stark belasten und seinen Gesundheitszustand verschlechtern. Der Gesundheitszustand des Hundes sollte vor Beginn einer Medikation immer überprüft werden. Die Verwendung von Medikamenten erfordert auch regelmäßige Bluttests zur Kontrolle.
Stimmungsmedikationen für Hunde
Forschungen haben gezeigt, dass langwirksame Stimmungsmedikamente allein die Fähigkeit des Hundes, ohne systematische Desensibilisierung allein zu sein, nicht verbessern. Die Möglichkeiten für qualitativ hochwertiges Training sind entscheidend, wenn der Einsatz von Stimmungsmedikamenten geplant wird. Stimmungsmedikamente können eine allgemein entspannende Wirkung auf den Hund haben, sodass sich sein Verhalten auch in anderen Bereichen als nur beim Alleinsein ändern kann. Häufige Nebenwirkungen von Stimmungsmedikamenten sind, je nach Präparat, Müdigkeit und Appetitlosigkeit des Hundes. Bei einigen Hunden klingen die Symptome innerhalb weniger Wochen ab, bei anderen muss das Präparat gewechselt werden. In manchen Fällen findet sich kein Medikament, das mit ausreichend wenigen Nebenwirkungen angemessen wirkt.
Beruhigungsmedikationen für Hunde
Bei kurzwirksamen Medikamenten ist zu beachten, dass ein Beruhigungsmittel dem Hund keine neuen Fähigkeiten beibringt. Es kann das Verhalten eines Hundes beeinflussen, der gelernt hat, unruhig zu sein, wenn er allein ist, aber es kann nicht für das auf Desensibilisierung basierende Training bei Trennungsangst verwendet werden. Ein kurzwirksames Medikament beeinflusst die Funktion des Nervensystems und verhindert den Desensibilisierungseffekt und damit das gewünschte Lernen, insbesondere bei starken Angstzuständen und/oder einer genetischen Prädisposition für Trennungsangst. Ein Hund, der unter weniger ausgeprägten Angstzuständen leidet, kann jedoch mit Hilfe von Medikamenten positive Erfahrungen mit dem Alleinsein machen, wenn er sich ruhig fühlt. Kurzwirksame Medikamente können auch genutzt werden, wenn der Hund beispielsweise Nervosität beim Verlassenwerden in der Tagesbetreuung zeigt, um negative Auswirkungen von Trennungssituationen auf das Üben des Alleinseins zu vermeiden.
Sehr häufige Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln sind übermäßige Schläfrigkeit und Erbrechen. Wenn der Hund sich übel fühlt, außergewöhnlich müde ist oder seine übliche Funktionsfähigkeit unter Medikation nicht aufrechterhalten kann, sollte das Medikament abgesetzt werden. Vor der nächsten Anwendung sollten die Dosierung und/oder die Eignung des Medikaments mit einem Tierarzt überprüft werden. Der Hund sollte auch unter Sedierung seine normale Funktionsfähigkeit beibehalten. Das Ziel des Medikaments ist es, die Intensität, Empfindlichkeit und Geschwindigkeit der Reaktionen des Nervensystems zu senken, ohne die allgemeine Funktionsfähigkeit des Hundes negativ zu beeinflussen.
Dauer der Medikation
Medikamente werden nach Anweisung des Tierarztes situationsbedingt eingesetzt. Bei einigen Hunden können langfristige Veränderungen der Gehirnchemie in Betracht gezogen werden, aufgrund derer das Leben des Hundes mit dauerhafter Medikation von höherer Qualität sein kann. Wenn sich die Situation des Hundes nach Beendigung der Medikation wiederholt verschlechtert, obwohl das Wohlbefinden des Hundes im Alltag und seine Gesundheit umfassend berücksichtigt wurden, kann eine langfristige Medikation für den Hund eine notwendige Option sein. Die meisten Hunde nehmen Medikamente jedoch nur für einen kürzeren Zeitraum ein, zum Beispiel für einen Teil des Trainingsprozesses oder für einige Monate nach erfolgreichen Alleinzeiten. Ob die Symptome zurückkehren, wenn die Medikation endet und der Körper des Hundes allmählich in seinen natürlichen Zustand zurückkehrt, ist individuell verschieden.
Anweisungen zur Verwendung von kurzwirksamen Medikamenten finden sich in der Packungsbeilage. In der Regel können sie an aufeinanderfolgenden Tagen etwa eine Woche lang sicher verwendet werden.
Wenn die Medikation eines Hundes Bedenken aufwirft
Viele Hundebesitzer haben Bedenken bezüglich des Einsatzes von Medikamenten. Jeder sollte seine eigenen Gefühle und Kenntnisse über seinen Hund berücksichtigen und sich vor einer Entscheidung gründlich mit den Medikamenten vertraut machen. Trennungsangst kann auf verschiedene Weise behandelt werden, und die medikamentöse Behandlung ist nur eine der Optionen. Bei einigen Hunden wird die Medikation nur auf Wunsch des Besitzers in den Trainingsprozess einbezogen, wenn das Training allein keine ausreichende Hilfe zu sein scheint und der Fortschritt langsam oder nicht erkennbar ist.
Die Angst vor Nebenwirkungen ist einer der häufigsten Gründe, die Verwendung von Medikamenten zu vermeiden. Sehr häufige Nebenwirkungen, d.h. solche, die bei mehr als einem von zehn Hunden auftreten, finden sich bei allen Medikamenten. Bei kurzwirksamen Medikamenten ist das Ausprobieren einfacher, da die Wirkung schneller nachlässt. Bei langwirksamen Medikamenten dauert der Versuch in der Regel mindestens mehrere Wochen. Medikamente haben in der Regel keine langfristigen oder permanenten Nebenwirkungen als Folge des Ausprobierens, es sei denn, der Hund hat zum Beispiel eine nicht diagnostizierte Darmerkrankung, deren Zustand sich durch den Medikamentenversuch vorübergehend verschlechtern würde. Die größten Risiken bei der Verwendung von Medikamenten hängen mit anderen gleichzeitig eingenommenen Medikamenten und Präparaten zusammen: Stimmungsmedikamente sollten unter keinen Umständen mit anderen Präparaten verwendet werden, die mit dem Serotoninstoffwechsel zusammenhängen, wie zum Beispiel Zylkene, da das Risiko eines Serotoninsyndroms steigt. Auch einige Krankheiten wie Darmerkrankungen, Epilepsie und Leberprobleme können unvorhersehbare Wechselwirkungen mit Medikamenten haben, weshalb die Durchführung eines grundlegenden Blutbildes und ein ausführliches Gespräch mit einem Tierarzt ein wichtiger Teil der Auswahl und Umsetzung der Medikation ist.
Die Entscheidung für eine Medikation hängt auch wesentlich mit der ethischen Einstellung des Hundebesitzers zusammen. Für den einen mag es sich natürlich anfühlen, den Hund sediert zu Hause zu lassen, während ein anderer stark das Gefühl haben kann, dass es für sich und seinen Hund die falsche Lösung ist. Das Wesentliche ist, eine Lösung zu finden, die sich für einen selbst richtig anfühlt und das Wohlbefinden des Hundes steigert.
Ergebnisse mit Medikation
Der Einsatz von Stimmungsmedikamenten sollte in Betracht gezogen werden, wenn das Nervensystem des Hundes aufgrund des Alltagslebens oder zum Beispiel aufgrund langfristiger früherer gesundheitlicher Probleme in einem überlasteten Zustand ist und die Toleranz des Hundes für das Training nicht ausreicht. Bei der Desensibilisierung wird das Nervensystem des Hundes sozusagen vorsichtig gedehnt, um allmählich mehr Alleinzeit zu ertragen. Ein überlasteter Hund kann wiederholt und ohne Vorwarnung negativ auf das Training reagieren, und seine Reaktivität kann für den Hundebesitzer sehr belastend sein. Stimmungsmedikamente können möglicherweise einen ruhigeren und stabileren Zustand für den überlasteten Hund schaffen, was zu mehr Spielraum für das Training führt, da die Reaktionen des Hundes moderater ausfallen. Einige Stimmungsmedikamente werden auch zur Schmerzbehandlung eingesetzt, wobei ein Schmerzpatient von dem Medikament aus mehr Gründen als nur der Trennungsangst profitieren kann.
Im besten Fall beeinflusst eine erfolgreiche Medikation die Gehirnchemie des Hundes und seine tatsächlichen physiologischen Herausforderungen positiv. Es sollte beachtet werden, dass ein gesunder, gut gedeihender Hund typischerweise keine Medikamente zur Unterstützung des Trainings benötigt, wenn er keine Vorgeschichte von langfristigen Schmerzuständen, extrem starken Angstzuständen oder eindeutig abnormalem Verhalten für seine Art hat. Zum Beispiel werden Stimmungsmedikamente in der Regel nicht für das Alleinzeittraining von Welpen verwendet. Symptome, die rein mit der Trainings- und Lerngeschichte des Hundes zusammenhängen, werden in der Regel am besten ohne Stimmungsmedikamente behandelt. Bei der Erwägung von Stimmungsmedikamenten sollte man immer abwägen, in welchen Situationen beispielsweise Menschen Stimmungsmedikamente verwenden und ob die Situation des Hundes so ist, dass die Medikation des Haustieres für einen selbst ethisch vertretbar erscheint. Eine wesentliche Herausforderung bei Medikamenten ist gerade die ethische Perspektive: In welchen Situationen kann einem Tier Medikamente gegeben werden, die es nicht ablehnen kann, und in welchen Situationen ist es gerechtfertigt zu denken, dass das Verhalten des Tieres eindeutig außergewöhnlich ist und nicht beispielsweise ein Symptom von Mängeln in der Lebensumgebung und im Wohlbefinden. Durch die Nutzung dieser Überlegungen und sorgfältige Beratung mit einem Trainer und Tierarzt werden Übermedikamentation und belastende Medikamentenversuche am besten vermieden.